26.11.2020
Offener Brief zu struktureller Gleichberechtigung beim ZDF: „Wir fordern die 50/50 Quote“
Im Namen der 678 Unterzeichner*innen des Offenen Briefes an ARTE rufen wir auch das ZDF dazu auf, die 50/50 Quote zur Gendergleichberechtigung umzusetzen.
die 50/50 Quote für eine Gendergleichberechtigung umzusetzen.
Anlässlich der ARTE Ausschreibung „Regisseurin gesucht“ kritisieren die Autorinnen und Regisseurinnen, Pary El-Qalqili und Biene Pilavci von der Initiative NichtmeinTatort, die fehlende Gleichstellung von Regisseurinnen* in der deutschen Film- und Fernsehbranche. Da beim ZDF der Frauenanteil bei Regisseurinnen* im Jahr 2018 nur bei 20 % lag, haben sie einen weiteren Offenen Brief (s. Anhang) an das ZDF versendet.
Gemeinsam mit 678 Unterstützer*innen und 29 Filmverbänden und Initiativen fordern sie transparente Maßnahmen, um eine strukturelle Gleichberechtigung von Frauen* und eine gerechte Teilhabe von Regisseurinnen* zu erreichen.
Mehrere Studien belegen die fehlende Gleichstellung von Frauen* in der Film- und Fernsehbranche, so etwa die GenderDOK Studie der AG DOK oder der Diversitätsbericht des BVR 2018: Mehr als 50% der Absolvent*innen der Filmhochschulen im Fach Regie sind Frauen*. Als Regisseurinnen* sind diese jedoch in den Bereichen Kinodokumentarfilm (mit 27%) und Kinospielfilm (mit 22%) stark unterrepräsentiert. Dabei fehlt es nicht nur an einer gerechten Teilhabe von Regisseurinnen*, sondern auch an einer Gendergleichstellung in Bezug auf Produktionsbudgets - Regisseurinnen* erhalten für ihre Filme noch immer weniger Fördermittel als ihre männlichen* Kollegen.
Statement der Initiatorinnen des Offenen Briefes:
“Eine Zeitenwende ist unabdingbar. Dies bedeutet, es müssen Privilegien abgegeben oder geteilt werden. Denn es geht um nichts weniger als um gerechte Teilhabe von freien weiblichen* Filmschaffenden - ohne Quote geht es offensichtlich nicht.
Ausgerechnet bei bildungsbeauftragten öffentlich-rechtlichen Sendern müssen wir nach wie vor um unser Grundrecht kämpfen - Es fühlt sich wie eine Realsatire von Monty Python an.” Biene Pilavci, Autorin und Filmemacherin
“Wir sind im Jahr 2020 und haben immer noch mit strukturellem Ausschluss und Benachteiligung von Frauen* in der Politik, Wirtschaft und in der Film-und Fernsehbranche zu kämpfen. Nur mit klaren strukturellen Veränderungen, werden wir Regisseurinnen* in diesem Berufsstand gleiche Teilhabe erlangen. Von der Frage nach unzureichender Diversität vor und hinter der Kamera und struktureller Diskriminierung von Women of Color haben wir noch gar nicht angefangen zu sprechen.” Pary El-Qalqili, Autorin und Regisseurin
Die Forderungen:
● Eine Einführung der 50/50 Gender-Quote
● Transparente Maßnahmen zur Gendergleichberechtigung von Autorinnen*, Regisseurinnen*, Cinematografinnen*, Editorinnen*, Tonfrauen*, Filmkomponistinnen* und Produzentinnen*
● Jährliches Gender-Monitoring
● verpflichtende Fortbildungen zur Sensibilisierung von Entscheidungsträger*innen gegenüber stereotypen Wahrnehmungskriterien, die Diskriminierung begünstigen
● gleichberechtigte Teilhabe von Regisseurinnen* of Color, trans* Personen, non-binären Filmemacher*innen, Filmemacher*innen mit körperlicher Beeinträchtigung und Filmemacher*innen aus nicht privilegierten Familien
Die Fakten:
Mehr als 50% der Absolvent*innen der Filmhochschulen im Fach Regie sind Frauen*. Als Regisseurinnen* sind diese jedoch in den Bereichen Kinodokumentarfilm (mit 27%) und Kinospielfilm (mit 22%) stark unterrepräsentiert. Dabei fehlt es nicht nur an einer gerechten Teilhabe von Regisseurinnen*, sondern auch an einer Gendergleichstellung in Bezug auf Produktionsbudgets - Regisseurinnen* erhalten für ihre Filme noch immer weniger Fördermittel als ihre männlichen* Kollegen.
Mehrere Studien belegen die strukturelle Benachteiligung von Regisseurinnen* in der deutschen Film- und Fernsehbranche.
Die GenderDOK Studie der AG DOK und der Diversitätsbericht des BVR von 2018 belegen, dass 2017 nur 30% der Kinodokumentarfilme von Regisseurinnen* realisiert wurden.
● Diese erhielten nur 24,4% der gesamten Produktionsfördermittel für Dokumentarfilme.
● Die Herstellungskosten dieser Filme (Regisseurinnen) machten 20,8% der Gesamtherstellungskosten aller Dokumentarfilme aus.
● 2015-2017 hatten Regisseurinnen* 136.000 Euro geringeres Budget pro Film zur Verfügung als ihre männlichen Kollegen.
● Mit der Länge der Filme sinkt der Frauenanteil. Bei einer Sendelänge von bis 35 Minuten lag dieser bei 30 Prozent, ab 61 Minuten Sendelänge bei nur noch 21 Prozent.
Der Diversitätsbericht des BVR 2018 zeigt:
● Bei der ARD führen bei 20,5 % aller fiktionalen Sendeminuten Frauen* Regie, das sind 21,6 % Sendungen der ARD.
● Beim ZDF werden 19,8 % der Sendezeit von Frauen* inszeniert, das sind 20 % der Sendungen. Fasst man ARD und ZDF zusammen, werden 20 % aller fiktionalen Sendeminuten von einer Frau inszeniert.
● Nur jeder 5. Kinofilm aus 2018 wurde von einer Frau* inszeniert (22 %).
● Nur eine Frau* hat einen Film in der hohen Budgetgruppe von über fünf Millionen Euro gedreht und drei Frauen* im mittleren Bereich zwischen zwei bis fünf Millionen.
● Kinofilme mit einer Frau* in der Regie erhielten 8,9 % der gesamten Bundes-Fördermittel (FFA, DFFF und BKM). Dies ist mehr als eine Halbierung gegenüber 2017 (23 %). Kinofilme mit einem Mann* in der Regie erhielten dementsprechend 91,1 % der Fördermittel.